Lesung und Diskussion mit Mareice Kaiser am 29.11.2017: Im Rahmen der „Woche der Inklusion“ haben Mareike Engels und Anna Gallina dieses Jahr zu einer Lesung mit Mareice Kaiser ins Hamburger Rathaus eingeladen. Die Autorin stellte im sehr gut besuchten Bürgersaal ihr Buch “Alles inklusive. Aus dem Leben mit meinem behinderten Kind” vor. Im Anschluss diskutierte sie mit den Grünen Abgeordneten und dem Publikum über Alltagserfahrungen von Menschen mit Behinderung, Vorurteile und Diskriminierungen, sowie über Perspektiven in der Hamburger Inklusionspolitik.
„96 Prozent aller Kinder kommen gesund zur Welt. Meine Tochter gehört zu den anderen vier Prozent.” Mareice Kaisers Buch erzählt vom Alltag zwischen Krankenhaus und Kita, von ungewollten Rechtfertigungen, bürokratischem Irrsinn und schwierigen Gewissensfragen. Die Gäste folgten der Autorin gebannt bei der Schilderung ihres Lebens mit der mehrfach behinderten Tochter Greta. Mit einer wunderbar gelungenen Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit beschreibt sie die Reaktionen aus ihrem Umfeld, von der besten Freundin, über die Sachbearbeiter bei der Krankenkasse bis hin zu den Erzieherinnen. Es wird deutlich: Trotz aller Inklusionsbemühungen, sind die Hürden für die Eltern eines Kindes mit Behinderung groß. Mareice Kaiser hat nie den Mut verloren im Kampf für ihre Tochter.

Ihr Buch ist zugleich eine persönliche Geschichte und eine politische Botschaft. Denn im Bereich Inklusion, betont die Autorin, bleibt noch viel zu tun. Das zeigt auch das anschließende Gespräch. Im Publikum sind viele, die selbst bereits zahlreiche Diskriminierungen und Benachteiligungen erlebt haben. Vieles hat sich im Laufe der Jahrzehnte schon verbessert. In Hamburg hat auch die Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung daran einen erheblichen Anteil. Ihr unermüdlicher Einsatz wurde sehr gelobt und auch der jüngste rot-grüne Bürgerschaftsantrag, der ihr Amt nun zu einem hauptamtlichen macht, fand Applaus.


Der Weg zu einer vollständigen Inklusion ist weit und obwohl es Einigkeit über das Ziel gibt, war sich das Publikum durchaus uneinig ob auf dem Weg dorthin der Besuch einer Regelschule oder die bestmögliche Versorgung an einer Schwerpunktschule der richtige Weg ist. Dass Kinder ohne Behinderung mit Kindern mit Behinderung gemeinsam aufwachsen, fand breite Zustimmung, doch nicht an jeder Schule sind die Voraussetzungen dafür kurzfristig gegeben.
Inklusion bedeutet aber auch Teilhabe in einem umfassenden Sinne, also zum Beispiel die Teilhabe am kulturellen und politischen Leben. Hier müssen mehr Veranstaltungen barrierefrei gestaltet werden. Aus der Diskussion haben Mareike Engels und Anna Gallina viele Anregungen mitgenommen und fühlten sich in ihrem Ziel bestärkt, sich weiter konsequent für eine inklusive Stadt einzusetzen.
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