29. März 2022

Erinnerung an Lilly Giordano und Antonia Kozlova mit Straßenbenennungen im Quartier Kolbenhöfe

Der Bau auf dem ehemaligen Kolbenhof-Gelände geht voran, die ersten Häuser sind im Rohbau fertiggestellt. Auch auf dem Nachbargrundstück sind nur noch Reste vom „weißen Riesen“, dem ehemaligen Euler-Hermes-Hochhaus zu sehen. Es wurde also Zeit für erste Straßennamen im neuen Quartier Kolbenhöfe.

Auf Vorschlag des Bezirks Altona hat jetzt die zuständige Senatskommission die Benennung beschlossen. Mit der Benennung wird an zwei Frauen erinnert, die besonders unter dem NS-Regime gelitten haben und Zwangsarbeit leisten mussten, Antonia Kozlova (1921-1943) sogar in den ehemaligen Norddeutschen Leichtmetall- und Kolbenwerken in Altona-Ottensen, also dort, wo nun das neue Quartier errichtet wird.

Aus der Senatspressemitteilung:

Antonia-Kozlova-Straße, Bezirk Altona

Die zentrale Straße im Neubauquartier, die von der Friedensallee nach Norden abzweigt, wurde benannt nach Antonia Kozlova (1921-1943). Antonia Kozlova war eine russische Zwangsarbeiterin in den Norddeutschen Leichtmetall- und Kolbenwerken in Altona-Ottensen. Sie wurde zusammen mit vier weiteren Frauen in Hamburg ohne Strafverfahren hingerichtet, nachdem sie gegen die schlechten Lebensbedingungen der Zwangsarbeiterinnen protestiert hatte.

Lilly-Giordano-Stieg, Bezirk Altona

Eine weitere der neu errichteten Wohnstraßen, im nordöstlichen Bereich verlaufend, wurde benannt nach Lilly Sophie Giordano (1897-1980), geb. Lehmkuhl. Sie war Klavierlehrerin und Dozentin an einem Konservatorium in Altona. Im Jahr 1935 wurde sie als Jüdin aus der Reichmusikkammer ausgeschlossen und erhielt Berufsverbot. Mit ihrer Familie lebte sie in Barmbek, wo ihre Wohnung im Juli 1943 durch einen Bombenangriff zerstört wurde. Die fünfköpfige Familie zog zunächst nach Mitteldeutschland, musste allerdings im Mai 1944 wieder nach Hamburg zurückkehren. Ab August 1944 wurde Lilly Giordano zur Zwangsarbeit verpflichtet und musste unter anderem mit bloßen Händen Rattengift einfüllen und verpacken. Sie war für den Deportationstransport nach Theresienstadt am 14. Februar 1945 vorgesehen, wurde jedoch aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes davon zurückgestellt. Bis zur Befreiung Hamburgs lebte die Familie in einem Versteck. Lilly ist die Mutter des Journalisten und Schriftstellers Ralph Giordano (1923-2014), der in Hamburg ebenfalls mit einer Straße geehrt wurde.

Ebenfalls benannt wurde der in der Mitte des Neubaugebietes gelegene Quartiersplatz, der den Namen „Kolbenhof“ erhält.

Die Benennung weiterer Straßen im neuen Quartier Kolbenhöfe nach Frauen ist geplant.

Senatsbeschlüsse zu Straßenbenennungen finden Sie unter www.hamburg.de/bkm/strassennamen/12437896/neue-strassennamen.