26. Oktober 2015

Ausstellung: Fast Fashion – Shoppingvergnügen auf Kosten von Mensch und Umwelt

FAST FASHION. Die „schnelle Mode“ ist ein Konzept in der Modebranche, bei der die Entwicklung eines Kleidungsstücks vom Entwurf bis hin zum fertigen Produkt im Laden nur wenige Wochen benötigt. Regelmäßig wechselnde Kollektionen zu geringen Preisen sind die Folge.
Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter diesem Begriff? Welche Folgen hat es, dass ein T-Shirt inzwischen günstiger ist als ein Eisbecher und eine Jeans weniger kostet als ein Taschenbuch? Spielen Bilder, wie die vom Einsturz der Textilfabrik Rana-Plaza in Bangladesch vor zwei Jahren, bei unseren Kaufentscheidungen überhaupt eine Rolle? Wie ist es möglich, dass in Deutschland im europäischen Vergleich die meisten Kleidungsstücke gekauft werden, aber trotzdem am wenigsten Geld für Mode ausgeben wird?
Am Donnerstag, den 22. Oktober 2015, trafen wir (grüne Parteimitglieder, Student_innen und andere Interessierte) uns zu einem abendlichen Rundgang im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, um uns mit den Folgen unseres alltäglichen Modekonsums auseinander zu setzen.

In Begleitung von Astrid Bode, Grünen-Mitglied und Expertin für faire Mode, führte Kuratorin Claudia Banz uns durch die drei Etappen der Ausstellung Fast Fashion. In den Bereichen Konsum, Ökonomie und Ökologie machte sie die Folgen des massenhaften Modekonsums für Mensch, Umwelt und Wirtschaft deutlich. Mit Hilfe von Videos, Bildern und anderen Ausstellungsobjekten bringt die Ausstellung den Besucher_innen näher, was sich im Hintergrund der glamourösen Modewelt abspielt. Die Herausbildung eines neuen Modekonsumenten stehe laut Banz am Anfang und am Ende der Fast Fashion. Opfer dieser Entwicklung seien überwiegend Frauen, die als Näherinnen in Fabriken in Osteuropa, Bangladesch und anderen asiatischen Ländern arbeiten würden. Differenziert beleuchtete sie die Vor- und Nachteile der Fast Fashion und machte die gleichzeitige Macht und Ohnmacht der Konsument_innen deutlich.
Die Ausstellung informierte über den neuen Jugendtrend der Haul Videos, in denen vor allem junge Mädchen vor laufender Kamera begeistert ihre neuen Shoppingerrungenschaften präsentieren. Wir erfuhren, dass Klamotten „Made in Europe“ zwar eine bessere CO2-Bilanz haben als Produkte „Made in India“, die Lohnbedingungen in osteuropäischen Ländern aber im Vergleich nicht wesentlich besser sind – im Gegenteil. Auch die natürlichen Ressourcen werden durch Baumwollanbau und den Einsatz von Chemikalien in der Textilindustrie zerstört. Für die Produktion eines einzigen T-Shirts würden 12 000 Liter Wasser verbraucht. Das entspricht der Größe eines Swimmingpools.
Fast Fashion beleuchtet die Vielfalt der Problematik rund um prekäre Arbeitsbedingungen, unfaire Löhne und die Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt und wertvolle ökologische Ressourcen wie Wasser. Selbst die Teilnehmer_innen, die sich bereits im Vorfeld ausführlich mit dem Thema beschäftigt hatten, lernten noch etwas dazu. Nachdem am Ende alle Besucher_innen von der Reichweite der Entwicklungen geschockt waren, präsentierte der Abschnitt „Slow Fashion“ alternative Rohstoffe, neue Produktions- und Verarbeitungsmöglichkeiten, die ein wenig Hoffnung auf Besserung ließen.
So könne man beispielsweise aus Bambus, Hanf und Milchfasern Material für die Produktion von nachhaltiger Kleidung herstellen. Viele dieser Modelle befänden sich laut Claudia Banz allerdings noch in der Entwicklungsphase. Aber auch im Kleinen kann man etwas bewirken: Ein Besuch auf dem Flohmarkt oder in einem Secondhand-Laden kann bereits eine Shopping-Alternative darstellen, die die Fast Fashion in Punkto Nachhaltigkeit um Längen übertrifft. Die Ausstellung zeigte jedoch auch, wie komplex die Lösung ist und wie schwierig es ist, echte Alternativen zur Fast Fashion anzubieten.
Eines steht nach unserem Rundgang durch die Ausstellung fest: Ein Blick hinter die Kulissen der glamourösen Modewelt lohnt sich! Ausgestattet mit Flyern über die verschiedenen Zertifizierungen und faire Modeläden in Hamburg gingen am Ende wohl alle Teilnehmer_innen gleichermaßen nachdenklich und betroffen nach Hause, motiviert das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Das umfassende Wissen und die interessante Führung von Kuratorin Claudia Banz sorgen sicher dafür, dass wir diesen Rundgang noch lange in Erinnerung behalten. Ausstellungen wie diese gilt es zu fördern und sie als Antrieb für politisches Handeln zu nutzen!
Zum Weiterlesen:
Zertifizierungen und Siegel für faire Mode
BUND-Flyer: Besser leben – Wäsche wechseln

Wir empfehlen:
Fair Fashion Hamburg – Verantwortungsvoll shoppen in der Hansestadt
Privatinitiative mit Informationen über faire Mode und faire Läden in Hamburg